Lobbying im Wahlkreis
Viele kleine Verbände gehen in der großen Lobbyflut Berlins unter. Daher versuchen sie verstärkt, die Abgeordneten über deren Wahlkreise zu erreichen.
Sie wenden sich aber nicht direkt an die Volksvertreter, sondern mobilisieren ihre Mitgliedsfirmen vor Ort. Das hat mehrere Vorteile. Zum einen gibt es ein ungeschriebenes Gesetz, dass für den Abgeordneten der Wahlkreis eine sehr hohe Priorität hat. Schließlich will der Parlamentarier bei der nächsten Wahl wieder direkt als Kandidat seines Heimatkreises aufgestellt werden. Daher pflegt er den Kontakt zu der Wirtschaft, den Vereinen und Verbänden. Ein weiterer Vorteil eines solchen Lobbyings ist, dass die Unternehmen vor Ort die spezifischen Probleme besser kennen.
Für das Lobbying im Wahlkreis gibt es aber auch einige Regeln. So darf der Verband, der hinter einer Firma steht, nie in Erscheinung treten. Er darf auch nicht als Aufpasser zu Terminen mitgehen. Gleichwohl muss er aber die Firmenchefs gut vorbereiten. Denn viele kennen den politischen Betrieb und die gesamte Atmosphäre nicht. Den Unternehmern muss also klar gemacht werden, was sie erwartet. Eine kurze Besuchsanleitung und eine Checkliste müssen konzipiert werden. Es schadet auch nicht, einen Sprechzettel mit den wichtigsten Themen vorzubereiten.
Ein guter Verband zeichnet sich darüber hinaus aus, dass er ein Treffen zwischen Unternehmen und Politiker nicht nur vorbereitet, sondern auch nachbereitet. Es ist zum Beispiel gut, wenn über das Treffen etwas in der Zeitung steht. Bei der Textformulierung sollte der Verband behilflich sein. Auch sollte der Kontakt zum Abgeordneten gehalten werden. Hierzu eignet sich die Versorgung mit Informationen. Der Abgeordnete kann auch gebeten werden, für das Unternehmen aktiv zu werden. Er hat die Möglichkeit, schriftliche Fragen an die Bundesregierung zu stellen. Hier kann der Verband über sein Mitgliedsunternehmen ausformulierte Fragen an den Volksvertreter leiten.